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  • AutorenbildBenno

Hundefotos Bearbeiten?!

Wieso gerade bei Hundefotos eine Bearbeitung wichtig ist und welche Notwendigkeiten sich daraus ergeben liest du in diesem Beitrag.


Das Argument "Licht"


Die Hundefotografie bringt uns immer wieder an den Rand des Unmöglichen, denn bewegte Motive scharf abzubilden verlangt extrem kurze Belichtungszeiten. Das Licht hat bspw. nur 1/1000 Sekunde Zeit, um auf den Sensor zu gelangen. Damit das Bild also nicht (zu) dunkel wird, müssen wir die Blende weit öffnen (damit in der kurzen Zeit möglichst viel Licht auf den Sensor gelangt) und/oder den ISO-Wert in die Höhe treiben (damit der Sensor sehr lichtempfindlich wird).


Aber: Ein zu hoher ISO-Wert wirkt sich gerade bei APSC-Format nachteilig auf die Bildqualität aus (es "rauscht"). Und: Viele (günstige) Zoom-Objektive haben nicht die erforderliche maximale Blendenöffnung (z.B. f1.8 oder f2.8). Selbst wenn die Blende so weit auf gehen würde, ist eine zu weit geöffnete Blende nicht immer gut. Denn damit geht ein extrem kleiner Schärfebereich einher - z.B. sind nur die Augen scharf, während die Nase schon nicht mehr im Schärfebereich liegt. Gerade bei Bewegungsbildern wird es so sehr schwer, die gewünschte Körperstelle scharf zu bekommen, sodass es hier oft nötig wird, abzublenden (die Blende etwas zu schließen), wodurch wir wieder Probleme mit dunklen Fotos haben. Spätestens wenn wir die Fotos bei schlechtem Wetter / bewölktem Himmel machen, wird klar, warum das Licht ein Knackpunkt bei der Hundefotografie sein kann.


Daher ist es nicht selten nötig, dass wir unsere Bilder zu dunkel aufnehmen müssen: Zum Beispiel ist es schattig und ich möchte trotzdem eine Bewegungsaufnahme machen. Folglich komme ich nicht um eine kurze Belichtungszeit von 1/500 oder kürzer herum. Zusätzlich muss ich etwas abblenden, um wenigstens einen Teil des Hundes scharf zu bekommen - sagen wir mal Blende 2.8. Mit dem ISO-Wert kann ich auf 1600 hoch gehen, um noch ein akzeptables Bild ohne viel Rauschen zu bekommen. Meine Bilder werden etwas zu dunkel. Würde ich die Einstellungen verändern, damit die Fotos hell genug sind, dann ist entweder der Hund nicht mehr scharf oder mein Bild zu verrauscht. Das macht aber nichts, denn ich kann das Bild in der Bearbeitung aufhellen!

ISO 400, f1.8, 1/3200 - Die RAW-Aufnahme ist deutlich zu dunkel, bspw. ist das Gesicht kaum erkennbar. Trotz Schatten und Bewegung erhalte ich durch die Bearbeitung ein perfektes Bild.


Das Argument "Dynamikumfang"


Nimmst du deine Fotos im JPEG-Format auf, dann sind diese bereits bearbeitet! Klingt komisch, ist aber so. Die Bearbeitung übernimmt in dem Fall deine Kamera. Jeder Hersteller hat hierfür sog. Profile, die deine Bilder bereits intern in kürzester Zeit bearbeiten, sodass du ein akzeptables Ergebnis erhältst, das unter Umständen dem entspricht, was du mit deinen eigenen Augen vorgefunden hast. Das betrifft vor allem den Weißabgleich (warm / kühl), die Intensität der Farben und das Licht (Schatten, Tiefen etc.). In vielen Fällen schauen die Bilder dementsprechend ganz gut aus.


Müssen wir aber im Nachhinein noch Korrekturen vornehmen, bspw. weil wir das Bild zu dunkel aufnehmen mussten, dann kommen wir schnell an unsere Grenzen, denn JPEG-Aufnahmen sind nur mit Einbußen in der Qualität zu bearbeiten. Gleichzeitig sind bestimmte Bereiche in unserem Bild - insbesondere das Licht - mehr oder weniger fix, sodass wir bspw. zu dunkle Bereiche nicht aufhellen können, da in diesem Bereich einfach keine Informationen vorhanden sind. Was können wir tun, um möglichst viele Informationen in unserer Datei zu speichern, damit wir bei der Bearbeitung Bereiche "rausholen" können, die normalerweise "verloren" wären? Indem wir im RAW-Format aufnehmen!


Was das RAW-Format ist, erkläre ich in diesem Artikel. Das würde den Rahmen an dieser Stelle sprengen. Wichtig ist hier nur, dass das RAW-Format viel mehr Informationen "speichert", sodass wir viel mehr aus unseren Bildern herausholen können. So können wir bspw. bestimmte Bereiche aufhellen und die Kontraste, Strukturen und Farben sind dort immer noch vorhanden, auch wenn der Bereich auf den ersten Blick dunkel war. Das gleiche betrifft die Lichter: Den Himmel abdunkeln und siehe da: Die Wolken werden wieder sichtbar. Beim JPEG wäre aus dem weißen ("ausgebrannten") Himmel maximal ein grauer Himmel geworden, weil die Infos der Kontraste, Strukturen und Farben einfach verloren gewesen wären.


Nehmen wir also die Fotos im RAW-Format auf, können wir unsere Bilder einerseits bearbeiten, ohne die Qualität des Fotos zu minimieren. Und andererseits können wir das Maximum an Dynamik (also Lichter, Schatten, Kontraste, Strukturen, Farben etc.) herausholen und erhalten somit ein "besseres" Bild, als im JPEG-Modus. Waren die Bedingungen optimal und die Kamera hat die richtigen Entscheidungen getroffen, dann wäre das JPEG vielleicht auch super geworden. Außerdem müssten wir das Bild dann nicht bearbeiten, was beim RAW-Format immer nötig ist. Aber wenn die Kamera die falschen Entscheidungen trifft, die Bedingungen nicht super waren oder wir aber mehr als die bloße "Entwicklung" des Bildes vorhaben (siehe nächstes Argument), dann kommen wir um RAW-Fotos nicht herum.

ISO 100, f8, 1/500 - Ein auf den ersten Blick ausgebrannter Himmel. Die RAW-Datei enthält aber Informationen, die es ermöglichen, den Himmel und die Berge wieder so darzustellen, wie sie wirklich ausgesehen haben.


Das Argument "Komposition"


Gute Bilder unterscheiden sich von Schnappschüssen nicht nur durch die Aufnahmequalität, sondern auch durch die Bildgestaltung. Auf der ersten Ebene sind das Dinge wie ein gerader Horizont, keine abgeschnittenen Füße / Ohren usw. und auf der nächsten Ebene sind es Dinge der Komposition im Sinne einer harmonischen Position des Motivs (Drittelregel / Goldener Schnitt) oder geeignete / interessante Perspektiven. Hierzu zählt auch die bei der Hundefotografie besonders wichtige Freistellung des Motivs: Der Hund hebt sich vom Hintergrund ab, dieser ist unscharf und stört somit nicht die Aufmerksamkeit des Betrachters.


Bei Portraits von still sitzenden bzw. liegenden Hunden ist das noch vergleichsweise einfach umzusetzen, indem wir eine geeignete Position einnehmen und den Bildausschnitt in Ruhe wählen können. Bei Bewegungsaufnahmen hingegen sind wir froh, wenn der Hund überhaupt ganz auf dem Foto ist und dazu noch die richtige Stelle scharf ist. Damit wir trotzdem eine gute Bildgestaltung bekommen, können wir die Komposition durch Bearbeitung beeinflussen: Das Bild zuschneiden, störende Elemente entfernen, das Motiv mehr freistellen (den Hinter- bzw. Vordergrund weichzeichnen) und auch gestalterische Elemente wie Licht / Wärme etc. einfügen. Natürlich handelt es sich dabei teilweise um Manipulationen, aber grundsätzlich ist Fotografie auch Kunst und bei Bedarf möchte ich als Fotograf auch eine Wirkung erzielen, die ich manchmal durch Verstärkung bestimmter Bildelemente erreiche. Denke bspw. mal an einen tristen bewölkten Tag, kein buntes Laub, kein saftiges Grün auf der Wiese und dazu noch ein Hund ohne große farbliche Akzente. Etwas Wärme und diffuses Licht im Himmel, etwas mehr Sättigung im Vordergrund oder ein leichter Dunst machen ein tristes Bild dann zu einem Hingucker.

ISO 100, f2.8, 1/800 - Die Bedingungen waren super, das Licht wunderschön, aber auf dem RAW-Bild kam es einfach nicht raus. Durch die Bearbeitung leuchten die Farben und man kann die warme Sonne richtig spüren.


Die Konsequenzen:


Keine Scheu vor unterbelichteten Bildern: Besonders bei Aufnahmen im RAW-Format lässt sich das ausgleichen und wir können dadurch Fotos bei suboptimalen Lichtbedingungen machen, die trotzdem eine hohe Qualität haben.


Im RAW-Format aufnehmen: Unsere Flexibilität bei der Bearbeitung ist erheblich gesteigert und wir können Details und Farben aus Bereichen herausholen, die uns im JPEG-Format unter Umständen verloren gegangen wären. Zudem arbeiten wir nicht destruktiv, sodass die Bild-Qualität nicht negativ von der Bearbeitung beeinflusst wird. Dir ist die RAW-Entwicklung jedes einzelnen Bildes zu aufwändig, dann lasse die Kamera einfach jedes Bild als RAW und als JPEG speichern, dann hast du später immer noch alle Freiheiten, falls das JPEG nicht deinen Ansprüchen genügt.


Kreativ ausleben und dein Motiv optimal freistellen: Bearbeitungen können Emotionen auslösen und können ganz spezifische Wirkungen bekommen, indem du die Komposition bei Bedarf nachträglich optimierst. Erstelle harmonische Fotos, lenke die Aufmerksamkeit des Betrachters und hole das Maximum aus deinen Bildern heraus, damit sich die Arbeit gelohnt hat und die Fotos nicht vergessen auf der Festplatte liegen, weil sie sich gestalterisch und farblich kaum von Handyfotos unterscheiden.


Entwickle deine RAW-Aufnahmen mit einem geeigneten Programm und bearbeite deine Fotos, damit sie dir gefallen und du dich nicht auf das verlassen musst, was die Kamera glaubt in der Szene gesehen zu haben. Welche Software geeignet ist, welche Software ich verwende und wie man damit arbeitet, liest du hier.

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