Autofokus ist nicht gleich Autofokus! Ich zeige dir alle verschiedenen Modi und erkläre dir, wann du welchen Modus - insbesondere in der Hundefotografie - nutzen solltest.
AF-Modus
Einzel-AF (AF-S)
Immer dann, wenn sich unser Motiv nicht bewegt, reicht es aus, wenn die Kamera ein Mal scharf stellt - durch halb gedrückten Auslöser - und bis zur Auslösung diese Fokus-Einstellung gleich bleibt. Drücken wir erneut halb durch, stellt sich wieder neu scharf.
Den AF-S Modus nutze ich gern bei den Landschaftsaufnahmen, da bewegt sich nämlich nichts und es reicht, wenn ich einmal mein Motiv fokussiere.
Kontinuierlicher-AF (AF-C)
Bewegt sich unser Motiv, ändert sich oft auch der Abstand zu uns und somit entsprechend auch die Schärfe-Ebene, sodass das Motiv sich aus dem Fokus bewegt. Damit dies nicht geschieht, nutzen wir den AF-C-Modus (bei Canon "AI-Servo"), sodass die Kamera bei halb gedrücktem Auslöser kontinuierlich auf dem gewünschten Messfeld fokussiert, bis entweder ausgelöst oder losgelassen wird. Das Nachführen des Fokus ist für die Kamera schwierig, sodass hier professionelle Kameras Vorteile gegenüber günstigen Einsteiger-Modellen haben.
Für die Hundefotografie ist dieser AF-Modus zwingend nötig, sofern der Hund nicht vollständig still abgesetzt wurde (oder schläft...), doch auch im Sitzen bewegt sich mal der Kopf, sodass ihr schnell aus dem Fokus-Bereich draußen seid, sodass AF-C IMMER meine Empfehlung ist.
Automatischer AF-Modus (AF-A)
Prinzipiell kein eigener AF-Modus, da hier lediglich der Kamera überlassen wird, zu entscheiden, ob der AF-S oder der AF-C angewendet wird. Die Kamera erkennt als (im Idealfall), ob sich das Motiv bewegt oder statisch ist. Die Funktion heißt bei Canon "AI-Fokus-AF". Ich rate dringend davon ab, diesen Modus zu verwenden, da du hier keine Kontrolle über den AF hast und die Entscheidung, ob sich das Motiv nun bewegt oder nicht, sicher selbst treffen kannst und zwar besser als deine Kamera.
AF-Messfeld-Steuerung
Einzelfeld-Steuerung
Was genau scharf gestellt wird, bestimmst du mit der Auswahl der Messfeld-Anzahl und der Position des bzw. der Messfelder. Beim Einzelfeld haben wir lediglich ein Messfeld aktiviert, das wir entsprechend auf unser Motiv richten oder das Motiv am Messfeld ausrichten. Alle anderen Bereiche im Bild ignoriert die Kamera und stellt nur das scharf, was sich im Bereich des ausgewählten Messfeldes befindet. Die einzelnen Messfelder erscheinen im Display / Sucher als kleine Quadrate, verschieben kann man dieses Quadrat dann mit dem Fokus-Joystick oder mit den Wipp-Schaltern (rechts, links, oben, unten).
Für die Hundefotografie ist der Einzelfeld-Modus mein Standard-Modus, da ich so die größte Kontrolle darüber habe, welchen Bereich des Hundes (Auge!) ich scharf habe. Kombiniert mit dem AF-C-Modus ist es allerdings die größte Herausforderung, das Messfeld auch bei Bewegung auf der entsprechenden Stelle zu "halten" - die Kamera muss also sehr präzise der Bewegung des Hundes folgen, damit das Messfeld bspw. weiterhin am Kopf und nicht an den Beinen oder dem Rücken ist. Ich empfehle immer, das Messfeld relativ mittig zu platzieren, damit das Nachführen leichter ist bzw. weil dort auch der AF am genausten arbeitet.
Großes Messfeld
Funktioniert wie die Einzelfeld-Steuerung, allerdings habt ihr hier eben eine Gruppe an Messfeldern und kein einzelnes. Ihr könnt die Anzahl der Messfelder festlegen, die Auswahl ist je nach Hersteller unterschiedlich.
Für die Hundefotografie empfehle ich das große Messfeld nicht, da wir so wieder weniger Kontrolle darüber haben, was genau scharf wird. Denn bei einer weit geöffneten Blende ist der Schärfebereich wahrscheinlich kleiner als die große Messfeld-Gruppe. So sind dann bspw. die Augen unscharf und die Ohren scharf, denn die waren auch in der Messfeld-Gruppe. Das wollen wir nicht, daher bei kleinen Motiven, die kein flaches Brett sind, bitte sehr kleine Gruppen oder im Idealfall das Einzelfeld nutzen.
Dynamische Messfeld-Steuerung
Hier gibt es in gleich mehreren Optionen mit unterschiedlich vielen Messfeldern, die aber immer ein primäres, von mir auswählbares Feld umgeben. Das primäre Feld erfasst das Motiv und wenn dieses sich bewegt, wird es durch die gewählten Felder verfolgt und die anderen übernehmen die Schärfenachführung. Mit mehr Feldern kann die Kamera die Schärfe über einen größeren Bereich des Bildfelds nachführen, mit weniger kann ich bei Bedarf Störungen durch andere Motivelemente vermeiden. Denn je mehr Messfelder aktiv sind, desto eher erfasst die Kamera falsche Motive, bspw. den Hintergrund oder eine Blume.
Grundsätzlich würde sich dieser Modus perfekt für die Hundefotografie eignen, aber aufgrund der Gefahr, dass eben falsche Messfelder fokussieren und die Kamera dann nicht das Auge, sondern die Rute des Hundes fokussiert, mache ich das Nachführen lieber selbst (s.o.). Dennoch ist vor allem zum Einstieg die dynamische Messfeld-Steuerung gut, um das Nachführen zu üben - der Ausschuss ist aber höher.
3D-Tracking
Das 3D-Tracking bietet eine echte Motivverfolgung. Diese Funktion ist eng an die Motiverkennung durch den Belichtungsmess-Sensor gekoppelt, sodass die Kamera ein einmal identifiziertes Objekt innerhalb des gesamten Fokusbereichs verfolgen kann. Die Kamera misst beim halben Durchdrücken des Auslösers zunächst im ausgewählten Feld und folgt dem Motiv im Fall einer Bewegung durch das Bildfeld. Je besser sich das Objekt in Kontrast und Farbe von der Umgebung abhebt, desto sicherer funktioniert dies. Nach Loslassen des Auslösers ist wieder das zuvor manuell ausgewählte Feld aktiv.
Zum 3D-Tracking kann auch die AI (artificial intelligence) Funktion der Kamera gezählt werden. Einige Kameras haben nämlich dank künstlicher Intelligenz eine automatische Augen-Erkennung, teils sogar Tier-Augen, sodass hier entsprechend das Auge als Motiv erkannt wird und über den gesamten Fokusbereich verfolgt wird (AF-C). Je nach dem, wie gut diese Funktion realisiert ist und wie schnell dein Motiv ist, kannst du auch versuchen, dich auf diese Funktion zu verlassen. Sofern das Auge sicher erkannt und perfekt verfolgt wird, wirst du hier die besten Ergebnisse verglichen mit den anderen Fokus-Modi haben.
Für die Hundefotografie eignet sich das 3D-Tracking (außer dem AI-Augen-AF) weniger, weil hier lediglich das "Motiv" verfolgt wird und wir keine Kontrolle darüber haben, welche Stelle des Motivs konkret scharf gestellt wird. Da wir bei den Hunden aber immer sehr offenblendig unterwegs sind, ist unser Schärfebereich kleiner als der gesamte Hund, sodass sich Abweichungen vom Auge nachteilig auf dessen Schärfe auswirken, weil die Kamera das "Motiv" Hund als Ganzes scharfstellen will und somit oftmals eher der Bauch oder Rücken fokussiert ist.
Achtung Live-View bei DSLR!
Für den Live View und die Videofunktion muss eine DSLR-Kamera den Spiegel hochklappen und das AF-Modul kann nicht mehr arbeiten. Nun muss die Kamera mittels Bildsensor fokussieren und der beherrscht leider nicht den Phasenautofokus (Ausnahme: Nikon D780), sondern fokussiert nach dem Prinzip der Kontrasterkennung. Im Live View bietet eure Kamera deshalb andere AF-Modi und Optionen für die AF-Steuerung. Wirklich praktisch sind sie für eine besonders exakte Positionierung auf feine Motivdetails, zum Beispiel in der Makrofotografie. Für die Hundefotografie und alle weiteren Situationen mit sich bewegenden Motiven ist aber die Sucherfotografie besser bzw. zwingend!
Sonderstatus DSLM
Ohne Spiegel wird anders fokussiert, in der Regel mit einem Hybrid-AF, also einer Kombination aus Phasen- und Kontrast-AF. Dadurch habt ihr das oben genannte Problem, dass im Live-View nur der langsame Kontrast-AF funktioniert, nicht mehr. Somit arbeitet euer Autofokus präzise und schnell, egal ob ihr durch den Sucher schaut oder über den Live-View fokussiert. Zum Verfolgen eines sich bewegenden Hundes empfehle ich dennoch den Sucher, hier seid ihr einfach schneller und präziser im Verfolgen, denn neben der Schärfe ist auch die Perspektive entscheidend, sodass der Sonderstatus der DSLM zumindest in der Hundefotografie eigentlich kaum relevant ist.
Die Grenzen des Autofokus
Manchmal ist der Autofokus keine gute Wahl. Zum Einen dann, wenn wir kreativ bewusst das fokussieren wollen, was die Kamera als das "richtige" Motiv erkannt hat und/oder wir bewusst mit Unschärfe spielen wollen. Hier ist der manuelle Fokus dann besser, um das zu realisieren, was du möchtest. Die andere Situation stellt eine Situation dar, in der der Autofokus nicht mehr arbeiten kann - nämlich im Dunkeln. Ist es nicht ausreichend hell, erkennt die Kamera keine Kontraste mehr und verweigert so die Auslösung, da sie nicht fokussieren kann. Alternativ fokussiert sie falsch. Um das zu vermeiden bzw. um überhaupt auslösen zu können, müssen wir den manuellen Fokus nutzen. Hier haben wir ohnehin die präzisesten Möglichkeiten. Oft wird im MF-Modus aber auch die Unterstützung benötigt, die dir sagt, dass das, was du scharf stellen möchtest auch scharf ist. Wenn es stockfinster ist, funktioniert aber auch das nicht, sodass hier weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen - doch das ist dann eine andere Geschichte, die wir im Artikel zum manuellen Fokus klären...
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