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AutorenbildBenno

HDR / Belichtungsreihen

Einstellungen beim Aufnehmen und Zusammenfügen der Fotos am PC


HDR steht für High Dynamic Range, also für einen hohen Dynamik-Umfang. Das bedeutet, dass wir auf unserem Bild "viel" sehen - die Farben, Details, Lichter und Tiefen sind allesamt gut sichtbar. Einen solchen hohen Dynamik-Umfang haben wir normalerweise nur bei idealen Bedingungen, sprich bei einer perfekten Ausleuchtung des Motivs und damit verbundener korrekten Belichtung.


Sind die Bedingungen aber nicht optimal, bspw. im Gegenlicht oder bei schlechten Lichtverhältnissen (Dämmerung etc.), dann müssen wir beim Aufnehmen Kompromisse machen, indem wir uns für einen Bildbereich entscheiden, der dann korrekt belichtet wird. Ein sehr einfaches Beispiel ist der Sonnenuntergang. Während die Umgebung (bspw. die Landschaft) bereits dunkel wird, ist der Himmel noch recht hell. Entscheiden wir uns für die korrekte Belichtung des Himmels, dann ist die Umgebung, also unsere Tiefen im Bild, unterbelichtet und viel zu dunkel. Entscheiden wir uns für die korrekte Belichtung der Tiefen, ist der Himmel zu hell ("ausgebrannt") und der schöne Sonnenuntergang ist nur bedingt sichtbar.

Hier ein Beispiel vom Geroldsee in Bayern kurz vor Sonnenaufgang:

Aufgrund der allgemeinen Dunkelheit muss überbelichtet werden, um den Vordergrund - also die Tiefen - sichtbar zu bekommen. Die Konsequenz ist ein ausgebrannter Himmel, in dem restlos alle Informationen verloren gehen und weder Details noch Farben erkennbar sind. Aufgenommen mit ISO 100, f11 und 1,0 Sekunden Belichtung.


Möchten wir etwas von den Farben im Himmel sehen, müssen wir entsprechend kürzer belichten, unsere Details im Vordergrund gehen uns dafür verloren, die Tiefen sind kaum bis gar nicht sichtbar. Aufgenommen mit ISO 100, f11 und 1/15 Sekunden Belichtung.


In beiden Fällen haben wir keinen hohen Dynamik-Umfang, da ja ein Teil des Bildes falsch belichtet ist. Die einfache Lösung ist daher, beide Bilder zusammenzufügen, sodass wir ein Foto erhalten, in dem sowohl die Tiefen als auch die Lichter korrekt belichtet sind - wir kombinieren also die "guten" Stellen aus den vermeintlich "falschen" Aufnahmen zu einer insgesamt "guten" korrekt belichteten Aufnahme - mit hohem Dynamik-Umfang.


Hierfür ist es also nötig, die vermeintlich "falschen" Aufnahmen zu machen und später am PC zusammenzusetzen. Die genaue Vorgehensweise stelle ich euch nun vor:


Schritt 1: Aufnahme einer Belichtungsreihe


Gängig ist die Aufnahme von 3 Bildern: 1 "korrekt" belichtete, 1 unterbelichtete für die Lichter und 1 überbelichtete für die Tiefen. In der Regel unterscheiden sich die Belichtungswerte um ca. 2 Blenden-Stufen, es ist also ein deutlicher Unterschied feststellbar. Viele Kameras bieten die Möglichkeit, diese Belichtungsreihe für dich zu übernehmen. Das heißt du gibst vor, dass 3 Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung gemacht werden, alternativ verstellst du im M-Modus die Belichtungszeit (oder Blende). Hat deine Kamera diese Funktion nicht, musst du zwangsläufig im M-Modus aufnehmen, falls die Funktion vorhanden ist, geht auch der A-Modus. Einige Kamera-Modelle bieten auch 5er-Reihen an und/oder unterschiedlich große Sprünge zwischen den Belichtungen.


Ganz wichtig ist, dass die Kamera möglichst fixiert ist, da wir ja mindestens 3 Aufnahmen machen, die am Ende übereinander gelegt werden sollen. Damit dies gut funktioniert, sollte sich das Motiv bzw. deine Kamera also nicht bewegt haben. Im Idealfall fotografierst du eine Belichtungsreihe entsprechend auf dem Stativ. Sind die Belichtungszeiten sehr kurz und deine Kamera unterstützt eine schnelle Serienbild-Rate, dann kannst du auch aus der Hand fotografieren, sodass es kurz rattert und deine 3 Fotos direkt hintereinander gemacht werden. Das lässt sich also nur mit einer kamera-internen Funktion für die Belichtungsreihe realisieren, denn beim manuellen Verstellen wirst du dich zwangsläufig bewegen.


Schritt 2: Belichtungsreihe zu einem "HDR" zusammenfügen


Die Bilder werden auf den PC übertragen und in der entsprechenden Bearbeitungs- bzw. Entwicklungs-Software importiert. Wie genau das geht, zeige ich dir in diesem Artikel bzw. Video zu Adobe Lightroom. Mit diesem Programm füge ich die HDRs auch zusammen, es gibt allerdings in den meisten Bearbeitungs-Programmen diese Funktion und auch die Vorgehensweise ist ähnlich, sodass hier nur die Vorgehensweise bei Lightroom Classic gezeigt wird.


VOR der Bearbeitung wählst du dir deine drei Aufnahmen im Bibliothek-Modul aus (Cmd bzw. Strg gedrückt halten) und gehst dann über Rechtsklick > Zusammenfügen von Fotos > HDR. Alternativ zum Rechtsklick kannst du auch im Lightroom-Menü auf Fotos und dann wieder Zusammenfügen von Fotos > HDR.

Hier haben wir die drei Aufnahmen vom Geroldsee bereits markiert. Hast du mehrere Belichtungsreihen aufgenommen, empfiehlt es sich, diese bereits vorab in der Bibliothek in Stapeln zusammenzufassen, damit du weißt, welche Aufnahmen zusammen gehören. Hierzu auch die drei auswählen > Rechtsklick > Stapeln > In Stapel gruppieren. Bei mir ist das bereits geschehen, daher auch die kleine "3" am ersten Bild.


Im nächsten Schritt starten wir das HDR-Modul. Möglich ist, wie du siehst, auch die Tastenkombination ^ + Shift + H oder eben der Weg über das Lightroom-Menü.


Im sich öffnenden Fenster erscheint nach kurzer Ladezeit dann unsere Vorschau für das HDR-Bild. Bitte setzt auch wenn ihr mit dem Stativ aufgenommen habt immer den Haken bei "Automatisch ausrichten", sonst habt ihr am Ende ggfs. ein vermeintlich verwackeltes Bild, weil die Bilder nicht 1:1 übereinander gelegt wurden.


Ihr könnt euch zudem etwaige Geistereffekte beseitigen lassen. Diese treten auf, wenn sich im Laufe der Aufnahme eurer drei Bilder etwas bewegt hat, wie hier im Bild der Nebel. Lightroom bietet euch also an, die dadurch entstandenen doppelt belichteten Wolken oder bspw. einen Vogel der durchs Bild flog zu entfernen. Entscheidet das von HDR zu HDR, manchmal sieht Lightroom nämlich irgendwo Geistereffekte, wo keine sind oder die Beseitigung gelingt nicht gut, sodass eine einfache Retusche sinnvoller. Wichtig ist also zur Kontrolle auch der Haken, um euch die Überlagerung anzeigen zu lassen - der rote Bereich im Bild.


Unser Ergebnis ist nach dem Klick auf "Zusammenfügen" nach einer kurzen Ladezeit im Katalog-Ordner und wird auch in den Ordner auf eurer Festplatte gelegt. Welches Bild das HDR ist, entnehmt ihr dem kleinen HDR-Symbol, das entsprechend nur das HDR-Bild hat. Man könnte es natürlich auch sehen, da bereits die unbearbeitete Datei etwas besser belichtet aussieht. Beim Edit kommen dann die Effekte der Überlagerung zum Tragen und ihr könnt die Tiefen ordentlich hochziehen und gleichzeitig die Lichter so weit runterziehen, dass auf einmal die Farben und Details wieder sichtbar werden.


Erstaunlich, was sich also aus vermeintlich "falsch" belichteten Fotos herausholen lässt, wenn man sie gezielt kombiniert. Zum Tragen kommt aber auch der entscheidende Vorteil des RAW-Formats, auf den ich an dieser Stelle noch einmal hinweisen möchte. Lies dir ggfs. auch gerne noch mal meinen Artikel dazu durch.


Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß beim Ausprobieren!


Falls du mit einem anderen Programm arbeitest, freue ich mich auch über Hinweise, was dort evtl. anders läuft - setze deine Tipps dann gerne als Kommentar drunter. Denn ich arbeite ja mit Lightroom, andere Leser evtl. nicht, sodass diese sich sicher über die deine Expertise freuen würden!



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